Die Schülervertretung beschäftigt sich seit einiger Zeit mit dem Thema „Späterer Schulanfang“. Das Projekt wurde schon an einigen anderen Schulen in Deutschland eingeführt, und wird in Ländern wie Schweden, Japan oder England schon länger als bessere Lösung gesehen.

 

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Späterer Schulbeginn?

Der spätere Schulanfang ist an den Schulen sehr positiv aufgenommen worden und hat sich dort auch längerfristig etabliert, da die SchülerInnen nach Projektbeginn als wacher und aufnahmefähiger wahrgenommen wurden.

Wir haben uns mit mehreren Studien zum späteren Schulanfang, aber auch mit einigen zum biologischen Schlafrhythmus von Jugendlichen beschäftigt und überlegen gerade, wie wir einen späteren Schulanfang an unserer Schule möglich machen könnten.

Die Schülervertretung

FWS-Logo-SV_rgbDie Schülervertretung besteht aus SchülernInnen aller Klassen der Oberstufe. Wir treffen uns regelmäßig, um Projekte zu organisieren oder Anliegen der SchülerInnen zu besprechen, die wir an der Schule umsetzen wollen. In der Schülervertretung sind: aus der 9. Klasse Benjamin, Annika und Giulia, aus der 10. Klasse Rio und Pauline, aus der 11. Klasse Jakob und Merle, und aus der 12. Klasse Layos.

Die Biologie der Müdigkeit

Zurück zu unserem Projekt. Dass Jugendliche morgens in der Schule müde sind, liegt oft nicht daran, dass sie zu spät ins Bett gehen. Die Müdigkeit hängt viel mehr mit dem biologischen Schlafrhythmus der Jugendlichen zusammen. Er verschiebt sich in der Pubertät um etwa zwei Stunden nach hinten. Das Müdigkeitshormon Melatonin wird zur Zeit des Schlafmittelpunktes ausgeschüttet. Durch den verschobenen Schlafrhythmus ist der Schlafmittelpunkt erst um 5.00 Uhr morgens oder später. Bei einer optimalen Schlafdauer von acht Stunden ist demnach das Hormon erst um 9.00 Uhr komplett abgebaut.diagrammQuelle: Roenneberg (2007), angepasst von Perspective Daily

Projekt Späterer Schulbeginn an unserer Schule

Es gibt SchülerInnen, bei denen sich der Schlafmittelpunkt extremer verschiebt als bei anderen, dadurch wird denjenigen das Mitarbeiten in der Schule deutlich erschwert. Um allen SchülerInnen gleiche Lernchancen zu ermöglichen, und um allen das Lernen am Morgen zu erleichtern, möchten wir gerne mit der gesamten Oberstufe ein Experiment starten:

Um den Schülern das Lernen am Morgen zu erleichtern, möchten wir, dass der Unterricht für die gesamte Oberstufe um 9.00 Uhr anfängt. Wir haben auch schon ein Konzept entwickelt, wie wir die Verschiebung der Unterrichtszeiten wieder in den gesamten Stundenplan der Schule eingliedern können.

Für den späteren Schulanfang sprächen folgende Argumente: Die SchülerInnen wären wacher und aufnahmefähiger, was sich auch positiv auf das Unterrichtsklima und die Noten auswirken würde. Nicht nur das Aufnehmen, sondern auch das Abspeichern der Informationen, vor allem in den ersten Stunden, wäre deutlich leichter für die SchülerInnen. Da die Schüler -Innen nicht mehr in der Hauptverkehrszeit unterwegs wären, könnten mehr morgendliche Unfälle vermieden werden. Im Umkreis einer Schule, die den Schulanfang nach hinten verschob, sank die Unfallrate um 70%. Für SchülerInnen, die mit dem öffentlichen Nahverkehr zur Schule kommen, wären Bahnen und Busse außerdem leerer.

„Die Tatsache, dass ein Spättyp eine Abiturnote bekommt, die ihn nicht Medizin studieren lässt, ist vergleichbar mit einem jungen Menschen, der keinen Studienplatz für Jura bekommt, weil er am Reck nicht turnen kann wegen einer schiefen Wirbelsäule. Das ist auch biologisch und genau auf diese Bilder muss man die Situation runterbrechen.“

— Till Roenneberg, Schlafforscher

Eventuell könnte auch die Schulküche entlastet werden, da weniger Schüler zur gleichen Zeit essen.

Gegen das Projekt spräche, dass die Schüler eine Schulstunde später Unterrichtsschluss hätten, was eventuellen Nachmittagsaktivitäten im Weg stehen könnte. Allerdings gäbe es durch die zum Teil versetzten Unterrichtszeiten von Mittel – und Oberstufe eine größere Auswahl an Lehrkräften, was in Anbetracht der Lehrerknappheit, die immer mehr werdenden Warte- und  Freistunden verringern würde.

Insgesamt steht es für uns jedoch außer Frage, dass die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der SchülerInnen so stark wir möglich gefördert werden sollte!

Als Nächstes möchten wir einen Projekttag zu dem Thema organisieren, zu dem wir alle LehrerInnen und SchülerInnen herzlich einladen. Im kommenden Schuljahr wird es dann auch einen Vortrag von einem Mediziner geben, zu dem auch Eltern und Menschen von außerhalb kommen können. Derweil werden wir das Projekt weiter ausarbeiten und in den verschiedenen Gremien der Schule vorstellen.

Bei Anregungen, Verbesserungsvorschlägen, Wünschen oder Fragen können Sie sich gerne an uns wenden. Entweder sie sprechen uns in der Schule direkt an, oder per Mail an: sv@waldorfschule-kleinmachnow.de

Wir laden Sie herzlich ein zum mitdiskutieren!

Quellen und Weiterführende Informationen

Sehr guter, unbedingt lesenswerter Artikel zum Thema https://perspective-daily.de/article/438/probiere

Erziehungskunst (Ausgabe 1/2013 und 7/2015)

Details zur Chronobiologie https://de.wikipedia.org/wiki/Chronobiologie

Einschlafende Kinder nach wenigen Minuten vor dem Schulgebäude https://www.uni-muenchen.de/aktuelles/news/2009/schlaflabor.html

Studien (englisch)

Spätere Melatoninausschüttung in der Pubertät https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0960982204009285

Einfluss von Chronotypen auf schulische Leistungen https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25537752

Fettleibigkeit durch Unterschied von Schlafrhythmus von Wochenende und Werktagen https://newsroom.heart.org/news/irregular-sleeping-pattern-may-affect-how-teens-eat

Verbindung zwischen Schlafverhalten und Risikobereitschaft https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1207/s15402010bsm0303_1

Drogenkonsum in Verbindung mit Schlafmangel https://www.jahonline.org/article/S1054-139X(02)00506-2/fulltext

Leistungen und Motivation von Schülern in Verbindung zum Schlaf https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/10849241

Verbindung von späterem Schulbeginn und schulischen Leistungen https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2352721817300025   https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fnhum.2017.00588/full?utm_source=S-TWT&utm_medium=SNET&utm_campaign=ECO_FNINS_XXXXXXXX_auto-dlvrit

70% weniger Autounfälle https://www.spps.org/cms/lib/MN01910242/Centricity/Domain/7352/final_version_3-11-14_start_time_report.pdf

 

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